Die Gemeinde
4.1 Eckwerte der Gemeinde
Die Gründung
Niedergesteln wurde möglicherweise durch savoyische Handelsleute im 11. Jh. als teilweise befestigter Handelsplatz gegründet.
1179 der Name „Gesteln“
Der Name „Gesteln“ wird erstmals beim Kauf der Kastlanei Gesteln und Lötschen im Jahr 1179 erwähnt. Der Name Gesteln, lateinisch Chastellone Castellio, ist in der deutschen Sprache gleichzusetzen mit Burg, Feste, Schloss.
Vorgefundene Ortsnamen: Gesteln, Gestilen, Chatillon-le-Bas, Bas Chatillon, Niedergestellen, Niedergesteln.
Da es im Goms ein Obergesteln gibt, wird vermutet, dass savoyische Handelsleute in Niedergesteln eine Suste hatten und ihre Saumlasten anderntags nach Obergesteln zur nächsten Suste und von dort über die Grimsel oder Furka weiter transportierten.
12. Jh. Kauf der Kastlanei durch die Freiherren
Ende des 12. Jahrhunderts kauften die Freiherren von Turn die Kastlanei Niedergesteln mit Lötschen. In der Folge verschwägerten sich die Herren von Turn mit den Rittern von Gesteln und wurden die mächtigste Adelsfamilie im Wallis, die ausser der Meierei Sitten noch Lehen im Chablais, im Berner Oberland und in Freiburg besass. Erst 1356 haben diese Freiherren die savoyische Lehensherrschaft anerkannt.
14. Jh. die Zerstörung
Ab Mitte des 14. Jahrhunderts ist Niedergesteln immer wieder Opfer im Kampf des Volkes gegen die Feudalherrschaft geworden, und 1384 wurde die Burg endgültig zerstört.
1457 Grenzlegung
Nach der Zerstörung von Dorf und Schloss begegnet uns die Gemeinde bei einer Grenzregelung im Jahre 1457. Zu ihr gehören neben dem Dorf die Weiler Gesch, Bregi, Laden und Tatz.
1564 Gemeindestatuten
Die Gemeindestatuten („Bauernzunft“) von 1564 umfassen 25 Artikel. Im Laufe der Jahrhunderte bleiben Arbeiten an der Rottenbrücke (ab 1503 erwähnt) und an der Landstrasse stets aktuell. Diese wurden oft vom Priorat gemeinsam unternommen. So diente der Riedwald bei Eischoll allen Gemeinden als Holzlieferant.
1606 Bau eines Rathauses
Von einem Rathaus hören wir 1606. Aus dem noch vorhandenen Pergament kann folgender Inhalt (gekürzt) entnommen werden: „Ich, Anton an Thanmatten aus dem Zenden Visp, Kastlan von Niedergesteln und Lötschen für die fünf oberen Zenden Leuk, Raron, Visp, Brig und Goms tue hiermit kund, dass es meinem Herren gefallen hat, ihren Untertanen ein Rathaus zu bauen und darauf ihr Wappen anzubringen und darin Gericht zu halten. Jedoch auf Bitten meines Statthalters Hans Schmidt und des Gewalthabers Martin Heynen von Niedergesteln soll besagtes Haus von den fünf obern Zenden nur für gerichtliche Beratungen sowie als Gefängnis gebraucht werden. Zeugen: Anton Pfandtmatter jetziger Weibel, Peter Steyner alt Weibel, Hans Schmidt, Christan Schälbetter, beide Wirte daselbst, Stefan am Acher und andere mehr. Gegeben zu Niedergesteln am Donnerstag den 24. April 1606. Sebastian Zuber offener Notar (mit seinem Signet).“
Der Holzbau stand früher in Eischoll und diente dort als Gemeindehaus von Oberhäusern, der ehemals grössten Gemeinde am Eischlerberg. 1972 wurde es in Eischoll abgerissen und auf den Grundmauern des alten Rathauses von 1606 (später Amtssitz des Kastlan) wieder aufgebaut.
1852 erste Verteilung
Am 13. November 1852 wurden die bislang gemeinsamen Güter am Berg und in der Talebene unter Niedergesteln, Steg und Hohtenn verteilt. Bei dieser ersten Verteilung verblieben Güter zur gemeinsamen Nutzung.
Ein Auszug aus dem Dokument beschreibt die Marchlegung: „Die löbl. Gemeinde Niedergestellen bekömmt: a) das Wannen Moos, gelegen zwischen Raron und Niedergestellen. b) Die Turtigeyen, welche sich vom Rarner Feldthürli bis zur Gestelnbrücke oder bis zur Verbindungsstrasse von Niedergestellen zur Heerstrasse erstreckt.“
1860 zweite Verteilung
Am 19. Januar 1860 wurden die letzten gemeinsamen Güter verteilt. Diese zweite Verteilung steckt das noch heute gültige Territorium der Gemeinde Niedergesteln ab.
Ein Auszug aus dem Dokument beschreibt die Marchlegung: „Der Gemeinde Niedergestellen kommt als volles Eigentum: a) Sämtliches Gemeinde Eigentum sowohl im Berg als Grund, das sich zwischen benannten Markungen der Gemeinden Hothen vom Grade übers Luogelkinn an die Rhone und der Gemeinde Raron befindet. b) Der ausschliessliche Holzmeiss im Mitteleggy Thalschaft Lötschen, begränzt gegen Mitternacht und abends durch die oben bezeichnete March Linie von Steg, gegen Mittag durch die Linie vom sogenannten Blattkerli in gerader Richtung bis zu oberst Holz. Das Blattkerli wird hier blos angeführt, um die Richtung der mittäglichen March anzugeben, nicht aber, dass der Wald von Niedergestellen gegen Abend bis auf dasselbe hinunter reiche.“
Niedergesteln hat eine Fläche von 1746 ha, davon entfallen für Siedlung 39 ha, Landwirtschaft 230 ha, Bestockt 500 ha und Unproduktiv 977 ha.
1863 Rhonekorrektion
Die Rottenkorrektion (ab 1863) erhöhte die Lebensqualität in der Ebene stark, und die Entstehung von Fabriken in der Umgebung sowie die Arbeiten beim Bau der BLS Eisenbahn eröffneten den Einwohnern neue Verdienstmöglichkeiten.
Gemeindearchiv
Niedergesteln besitzt ein stattliches Gemeindearchiv dessen älteste Pergamente von 1345 und 1420 datieren. Die Dokumente verteilen sich regelmässig auf die Jahrhunderte.
Im Jahr 1887 sichtete Pfarrer Ferdinand Schmid, damaliger Archiv-Inspektor für das Oberwallis, die Materialien und klassierte sie damaligem Usus gemäss in acht Gruppen, die mit A bis H bezeichnet sind. Aufgrund der erstellen Inventare von F. Schmid (1887) und H. A. von Roten (1961) wurden die Inventare (1999/2000) von Philipp Kalbermatter neu analysiert und ergänzt.
Aus den Akten des Gemeindearchivs erfahren wir manches über den Unterhalt der Landstrasse und der Rottenbrücke, die Kastlanei Lötschen-Niedergesteln, die Dorforganisation (Bauernzunft), die gemeinsamen Wälder und Felder der Grunddrittel und des Bergdrittels. Daneben werden aber auch die Orte Eischoll, Steg und Hohtenn, die ehemals zum Priorat gehörten, immer wieder genannt.
1913 F. G. Stebler berichtet
F. G. Stebler schrieb am 28. Juli 1913 über das Dorf Niedergesteln (Auszug): In alter Zeit war Niedergesteln ein Städtchen und einer der wichtigsten Orte im Oberwallis. In Gesteln herrschte drei Jahrhunderte lang eines der einflussreichsten und angesehensten Geschlechter des Wallis, die Freiherren von Turn-Gestelnburg.
Wohnbevölkerung
Die ständige Wohnbevölkerung des Priorats im Jahr 1816 war: 125 Niedergesteln, 74 Hohtenn, 93 Steg, 310 Eischoll, Total 602 Personen. Raron hatte damals 342 Einwohner.
Niedergesteln entwickelte sich von 1816 mit 125 Personen, 1960 mit 380 Personen, 1970 mit 406 Personen, 1980 mit 422 Personen, 1990 mit 500 Personen, 2000 auf 620 Personen. Es weist in den letzten Jahren ein Wachstum von ca. 2% auf.
4.2 Markante Geschtjier
Federzeichnungen von Otto Pfänder von 1983.
Die Federzeichnunge folgen zu einem späterem Zeitpunkt zu den jeweiligen Personen.
Augustin Seiler |
Gregor Kalbermatter-Schnyder |
Leo Bregy |
Quirin Steiner |
Paul Kalbermatter |
Augustin Imbode |
Leo Zumoberhaus |
Johann Steiner |
Josef Imboden (Peterjosi) |
Johann Kalbermatter-Bregy |
Rafael Schnyder 1906 – 2000 |
Franz Imboden 1910 – 1976 |
Hans Imboden 1928 – 1981 Ihm hat unsere Gemeinde viel zu verdanken, bereits in der den 60er Jahren fing er an die Bausubstanz der Burgschaft zu erhalten. |
4.3 Die Verwaltung
Bis zum Bau des neuen Schulhauses 1975 wurden die Gemeinderatssitzungen jeweils in der Stube des Gemeindepräsidenten abgehalten. Im Jahr 1995 wurde das alte Schulhaus zum Verwaltungsgebäude umgebaut.
Die Gemeindepräsidenten
Bis 1857 wurden die Gemeinderatswahlen im Januar, Februar oder März durchgeführt. Die Periode dauerte zwei Jahre. Für die Verwaltungsperiode 1859/1860 fanden die Wahlen zum ersten Mal im Dezember, am 12.12.1858, statt. Am 2.12.1928 wurde erstmals die Behörde für eine vierjährige Verwaltungsperiode gewählt
1841 - 1844 4 Seiler Martin
1845 - 1847 3 Oberhauser Josef
1848 - 1849 2 Bregy Johann-Josef
1850 - 1851 2 Seiler Martin
1852 - 1852 1 Kalbermatten
1853 - 1854 2 Kalbermatter J.
1855 - 1860 6 Bregy Johann-Joseph
1861 - 1862 2 Bregy Christian
1863 - 1866 4 Imboden Christian
1867 - 1868 2 Steiner Anton
1869 - 1870 2 Imboden Joseph
1871 - 1872 2 Imboden Christian
1873 - 1874 2 Seiler Johann-Joseph
1875 - 1876 2 Bregy Johann-Joseph
1877 - 1878 2 Imboden Christian
1879 - 1880 2 Imboden Joseph
1881 - 1886 6 Imboden Christian
1887 - 1888 2 Imboden Johann-Joseph
1889 - 1890 2 Bregy Johann
1891 - 1892 2 Seiler Christian
1893 - 1902 10 Imboden Quirinus
1903 - 1904 2 Imboden Johann-Josef
1905 - 1906 2 Steiner Camille
1907 - 1908 2 Seiler Fridolin
1909 - 1912 4 Kalbermatter Johann-Josef
1913 - 1914 2 Seiler Fridolin
1915 - 1920 6 Kalbermatter Auxil
1921 - 1924 4 Steiner Fridolin
1925 - 1928 4 Seiler Augustin
1929 - 1932 4 Zumoberhaus Leo
1933 - 1936 4 Imboden Josef
1937 - 1940 4 Zumoberhaus Leo
1941 - 1956 16 Imboden Franz
1957 - 1976 20 Imboden Hans
1977 - 1980 4 Kalbermatter Arthur
1981 - 1988 8 Pfammatter Urban
1989 - 2000 12 Amacker Walter
2001 - Kalbermatter Richard
4.4 Ziele der Gemeinde
Vision der Gemeinde
Niedergesteln will mittelfristig und auf Dauer eine offene, attraktive und finanziell selbstständige Wohngemeinde sein. Dabei sind die gesellschaftlichen, kulturellen und landschaftlichen Werte zu berücksichtigen.
Leitbild der Gemeinde
Die Einwohnerinnen und Einwohner der Gemeinde Niedergesteln wissen die Wohnqualität, Kultur und Landschaft unserer Gemeinde zu schätzen.
In einem Klima von Offenheit, Toleranz, Sicherheit und Fortschritt nimmt die Bevölkerung aktiv am Gemeindegeschehen teil.
Die Verwaltungen versuchen die Bedürfnisse und Anliegen der Einwohnerinnen und Einwohner aufzunehmen und nach Möglichkeit umzusetzen. Dazu brauchen wir weitsichtige Ratsmitglieder und motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Die Organisation der Verwaltungen soll optimal den Bedürfnissen angepasst sein. Finanzen und vorhandene Mittel sind nach Prioritäten einzusetzen.
Für die Gemeinde Niedergesteln stehen Tradition und Innovation im Einklang.
Ziele der Gemeinde
Bevölkerungsziel: Niedergesteln will auf Dauer ein qualitatives, jährliches Wachstum von mindestens 2% erreichen.
Wohnattraktivität: Die bereits vorhandene Wohnattraktivität erhalten und weitere Massnahmen einleiten um diese zu noch zu fördern.
Arbeitsmarkt: Ankurbelung Tourismus, Nutzung der öffentlichen Gebäude, Vielfalt der Arbeitsplätze und der beruflichen Möglichkeiten, Gezielte Ansiedlung von Gewerbe und Industrie, Förderung des öffentlichen Verkehrs.
Tradition und Innovation
Wir wollen die Traditionen unsere Vergangenheit bewahren und Neues mit innovativen Ideen angehen. Das neue Logo der Gemeinde verkörpert Tradition und Innovation.